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Obsoleszenz - Bedeutung des Begriffs Rechtsphilosophie, zuletzt bearbeitet am: 17.09.2025 | | Inhaltsverzeichnis Geplante Obsoleszenz. (© WoGi - stock.adobe.com) Der Begriff Obsoleszenz stammt vom lat. obsolescere – sich abnutzen, veralten und obsoletus – abgenutzt. Was verbirgt sich hinter Obsoleszenz?Das sich hinter Obsoleszenz verbergende Problem steht vor allen Menschen, die im Alltag Technik nutzen: ein technisches Gerät versagt seinen Dienst. Die fachmännische Prüfung ergibt, dass eine Reparatur unwirtschaftlich ist. Sie käme so teuer, dass man für den Geldbetrag ein neues Gerät gleicher oder sogar verbesserter Leistung kaufen kann. Dieser Sachverhalt ist in zahlreichen Fällen bewusst herbeigeführt und wird als geplante Obsoleszenz bezeichnet. Der Schriftsteller Norman Mailer (1923–2007) schrieb bereits Ende der 1960-er Jahre darüber. Er definierte Obsoleszenz als „eingeplantes rasches Unbrauchbarwerden von Produkten zwecks Umsatzbelebung“. Die kapitalistische WirtschaftMit dieser Definition ordnet sich Obsoleszenz in das Gesamtgefüge einer kapitalistischen Wirtschaftsweise ein. Diese ist u. a. durch Überproduktion bestimmter Waren gekennzeichnet. Damit die Warenmengen auch verkauft werden können, hat der Kapitalismus eine Reihe von Strategien entwickelt, z. B. Winter-, Sommer- und Räumungsverkäufe, Rabatte, Punktsysteme, intensive und manchmal aggressive Werbung. Zu ihnen gehört auch geplante Obsoleszenz. Dadurch wird die Funktionsfähigkeit, die „Lebensdauer“ eines Produktes bewusst verkürzt, unter die technisch mögliche abgesenkt. Der Verbraucher soll angeregt werden, schnell ein neues Produkt zu kaufen statt das vorhandene reparieren zu lassen; ein „Kaufen für die Müllhalde“ wird angestrebt. Klaus Müller, Chef der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, weist darauf hin, dass es für kapitalistisches Wirtschaften sinnvoll ist, nur bestimmte, eher komplex beschaffene Produkte mit geplanter Obsoleszenz zu versehen. Dabei hat sich der Komplexitätsgrad mit der technischen Entwicklung erhöht. Ging es im 20. Jh. z. B. darum, die Funktionsdauer von Glühlampen künstlich auf 1000 h zu begrenzen, streitet man heute über die Lebensdauer eines iPod-Akkus oder von Energiesparlampen. Klaus Müller beklagt, dass es zum Thema Obsoleszenz zu wenig wissenschaftliche Forschung gäbe. Die Forderung nach einer solchen trifft nicht den Kern des Problems. Angesichts sich erschöpfender Ressourcen und der Übernutzung der noch vorhandenen ergibt sich die Notwendigkeit, Verschwendung von Ressourcen und der darin vergegenständlichten Arbeit zu verhindern. Hinsichtlich geplanter Obsoleszenz würde das bedeuten, Forschungskapazität dafür einzusetzen, dass sich die Lebensdauer hochwertiger Produkte nicht verkürzt, sondern erhöht. Gesetz gegen geplante ObsoleszenzIn Deutschland gibt es eine gesetzliche Regelung, die der geplanten Obsoleszenz entgegensteuert. Wir haben eine Gewährleistungspflicht von zwei Jahren. Würde diese verlängert, wäre das für die Industrie ein Anreiz, langlebigere Produkte herzustellen. Der Verbraucher müsste dafür allerdings einen höheren Preis zahlen, und Industrie und Handel müssten mit einem geringeren Umsatz leben. Damit ist deutlich zu bemerken, dass geplante Obsoleszenz und Gewährleistung zwei wirtschaftliche Prinzipien sind, die einander entgegenstehen. Obsoleszenz und das Adjektiv obsolet stehen auch für „veraltet“. Es gehört zur Produktions- und Verkaufsstrategie, stets neuartige Geräte und andere Neuerungen anzubieten, um den Verbraucher zum Ersatzkauf zu bewegen. Sie werden dadurch aber auch angeregt, ältere, noch funktionsfähige Produkte zu entsorgen. Typisch für einen solchen Wechsel ist am Beginn des 21. Jh. der Ersatz der traditionellen voluminösen Fernsehgeräte durch Flachbildfernseher. In diesem Fall und anderen Fällen bedarf es gar keiner geplanten Obsoleszenz Jedoch auch hier werden wertvolle Ressourcen und vergegenständlichte Arbeit aus dem Produktionszyklus herausgelöst. Nicht alle Erzeugnisse menschlicher Produktion sind für geplante Obsoleszenz geeignet. Das trifft z. B. für Lebensmittel zu, wo sich schlecht eine Obsoleszenz realisieren lässt. Dafür greifen hier andere Anreize zum Neukauf: die Verschwendung und das vorzeitige Wegwerfen von Nahrungsmitteln. Diese Erscheinungen und die geplante Obsoleszenz machen deutlich, dass wir in einer Wegwerf-Gesellschaft leben. Literatur: Meier, Marcus; Müller, Klaus Geplante Obsoleszenz? (In: neues deutschland 16.12.2011 S. 4). Autor: Jan Bretschneider Quelle: Erstveröffentlichung im Lexikon freien Denkens, Angelika Lenz Verlag 2016
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